Zu unserer aktuellen Ausgabe der „forum arbeit“ hat unser Vorstandsmitglied Frank Giese ein Vorwort verfasst:
Im SZ Digitalbarometer erfährt man, dass 8 % aller Deutschen über 14 Jahre das Internet nicht nutzen, dass die digitalen Kompetenzen ungleich verteilt sind und dass „männlich, jung, gebildet, gutes Einkommen“ vor „weiblich, älter, bildungsfern und arm“ liegt. Ein Phänomen, das man in vielen anderen Lebensbereichen wiederfindet und das oft Ausdruck von Ungerechtigkeit und sozialer Spaltung ist.
Die Digitalisierungswelle hat die gesamte Welt erfasst. 94 % aller Berufstätigen nutzen schon jetzt das Internet im beruflichen Kontext. Und die Weichen sind klar auf wachsende Bedeutung der Digitalisierung gestellt: Beim 49 € Ticket wird darüber diskutiert, ob es ausschließlich über das Internet zu erwerben ist. Die Verwaltung wird über kurz oder lang komplett digitalisiert werden. Bankgeschäfte, Taxibestellungen, Flughäfen – ohne digitale Kompetenz wird man alltägliche und notwendige Handlungen für ein normales Leben nicht mehr tätigen können. Digitale Kompetenz ist zur Kulturtechnik geworden, genauso wichtig wie die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. Ohne den Erwerb dieser Fähigkeiten ist Teilhabe sehr eingeschränkt.
Neben dieser individuellen Perspektive verändert die Digitalisierung auch Unternehmen fast aller Branchen, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität. Geschäftsmodelle wie Amazon, Uber oder Google haben Einzelhandel, Fahrgastgewerbe und die Medienlandschaft stark verändert. Die Digitalisierung vernichtet Arbeitsplätze und schafft –mit zeitlicher Verzögerung – neue mit anderen Anforderungsprofilen.
Die Entwicklung ist unaufhaltsam. Unternehmen mit arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Auftrag müssen für ihre Zielgruppe und ihre Mitarbeiter Antworten finden und Wege aufzeichnen, wie man mit diesen neuen Herausforderungen und Chancen umgeht. Das große Ziel wird sein, die notwendigen Kompetenzen für das Leben und Arbeiten im 21.Jahrhundert großflächig zu vermitteln, die Digitalisierung sozial zu gestalten und für das Gemeinwohl nutzbar zu machen.
Der Text ist erschienen im: forum_arbeit_02-23_ Digital Divide
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