Studie: „Arbeit lohnt sich immer?!“

„Warum treten viele Langzeitarbeitslose trotz zahlreicher offener Stellen — etwa in der Gastronomie — nicht in den Arbeitsmarkt ein?“

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Studie „Arbeit lohnt sich immer?!“, die vom EFAS (Evangelischer Fachverband für Arbeit und soziale Integration e.V.) und dem Sozialunternehmen NEUE ARBEIT gGmbH durchgeführt wurde. Dabei wurden Langzeitarbeitslose aktiv als Mitforschende einbezogen und führten die Interviews durch. Diese Art der Befragung führt zu tieferen und ehrlicheren Antworten, weil sie auf Augenhöhe stattfindet. Das Ergebnis zeigt, dass Angst und Unsicherheit die entscheidende Rolle spielen: Unsicherheit, ob man den Aufgaben des ersten Arbeitsmarktes gewachsen ist, und Angst davor, eine vertraute Umgebung, etwa in einer Maßnahme, zu verlieren.

Der innovative Hauptbefund der Studie ist aus meiner Sicht vor allem, auf die Unsicherheit und Angst aufmerksam zu machen, die mit Langzeitarbeitslosigkeit, aber auch mit anschließenden Erwerbsaufnahmen verbunden ist“, so Prof. Dr. Markus Promberger vom IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung).

Befragt wurden 34 langzeitarbeitslose Menschen in ganz Deutschland zwischen 21 und 61 Jahren.

Die Studie zeigt, dass es den typischen Langzeitarbeitslosen nicht gibt, sondern tausend individuelle Wege in die Arbeitslosigkeit hineinführen. Menschen, die noch nicht so lange arbeitslos sind, sind eher bereit, eine Beschäftigung zum Mindestlohn aufzunehmen. Eine lange Arbeitslosigkeit dagegen verstärkt die Hoffnungslosigkeit, das Gefühl der Ausgrenzung und am Ende die Arbeitslosigkeit selbst. In dieser Situation versuchen die Betroffenen ein Mindestmaß an Sicherheit aufrechtzuerhalten. Daraus entwickeln sich Ängste gegen Veränderungen: die Angst vor prekärer Beschäftigung, die Angst, zu scheitern und noch weiter zurückzufallen, oder die Angst, die vertrauten Beziehungen innerhalb einer Beschäftigungsmaßnahme zu verlieren.

Ein Großteil der Betroffenen reagiert deswegen, trotz hohem Leidensdruck, ambivalent im Hinblick auf den Eintritt in den ersten Arbeitsmarkt. Oft entspricht ihre Haltung keinem klaren „Wollen“ oder „Nicht-Wollen“, sondern liegt irgendwo dazwischen. Begründet liegt diese (vermeintliche) Widersprüchlichkeit in den psychischen und physischen Einschränkungen, in Sicherheitsbedenken, Ängsten, aber auch in den Routinen und Überlebensstrategien, die in der Langzeitarbeitslosigkeit entwickelt wurden.

Die Studie bietet viele innovative Anregungen für die Vermittlungsarbeit, weil erstmals die Perspektive der Langzeitarbeitslosen zu dieser Forschungsfrage eingeholt wurde. Wenn tausend individuelle Wege in die Arbeitslosigkeit führen, so muss es auch tausend Wege hinaus geben. Jeder Langzeitarbeitslose ist darum ein Fall für sich und muss entsprechend behandelt werden.  Es müssen solide Brücken zwischen Arbeitslosen und Arbeitgeber:innen gebaut werden, um Ängste und Vorbehalte zu überwinden, um langzeitarbeitslose Menschen und Unternehmen zusammenzubringen.

Auch von Arbeitgeberseite sind solche Ansätze willkommen, wie die Gespräche mit Unternehmern zeigen.

„Es gibt die große Unsichtbarkeit von Langzeitarbeitslosen. Aktives Marketing, das vermisse ich im Moment total. Und da ist es auch kein Wunder, dass Langzeitarbeitslose überhaupt nicht wahrgenommen werden im Bewerbungsprozess. Es wird alles den Arbeitslosen selbst überlassen und das halte ich für einen großen Fehler“, so der Unternehmer Titus Kaufmann.

Weitere Informationen: https://arbeit-lohnt-sich-immer.de/

Die Studie als PDF: https://arbeit-lohnt-sich-immer.de/studie-zum-kostenlosen-download

Studie: „Arbeit lohnt sich immer?!“

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