Junge Menschen ohne Anschluss?

Ein Faktencheck zu NEETS

Basierend auf einer Studie der Bertelsmann Stiftung von Caroline Schnelle und Clemens Wieland

forum arbeit 02/25

Was sind NEETs?

NEET steht für „Not in Education, Employment or Training”, also für junge Menschen, die sich weder in Schule noch in Beschäftigung, Ausbildung oder Studium befinden. Das Phänomen der NEETs ist nicht neu. Der Begriff stammt aus den 1990er-Jahren in Großbritannien. Problematisch ist jedoch, dass sehr

unterschiedliche junge Menschen unter diesem Begriff zusammengefasst werden. Grob lassen sich vier Teilgruppen unterscheiden: nicht erwerbsfähige Personen, aktiv Arbeitssuchende, Ausbildungsplatzsuchende sowie potenziell Erwerbsfähige, die derzeit nicht suchen.

Die Teilgruppen von NEETs

Wie viele NEETs gibt es aktuell?

Im vierten Quartal 2023 lebten in Deutschland rund 626.000 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren, die weder in Schule noch in Ausbildung, Studium oder Beschäftigung waren. Das entspricht einem Anteil von 7,4 Prozent dieser Altersgruppe. Im Vergleich zu 2009 mit 920.000 NEETs (9,8 Prozent) ist die Zahl langfristig gesunken.
Der Rückgang verlief jedoch nicht kontinuierlich. In einzelnen Jahren wie 2016 (Fluchtbewegung) und 2020/21 (Pandemie) kam es zu Ausschlägen nach oben. Zuletzt ist wieder ein Anstieg zu verzeichnen: Gegenüber dem ersten Quartal 2022 stieg die Zahl der NEETs um 88.000. Dieser Anstieg steht im Zusammenhang mit der aktuellen wirtschaftlichen Schwächephase.

Entwicklung der NEETs (15 – 24 Jahre) in Deutschland

Wer sind die NEETs?

Der Anteil junger Frauen (7,7 %) liegt etwas über dem der jungen Männer (7,2 %). NEETs leben häufiger in Städten (8,1 %) als im ländlichen Raum (5,0 %) und sind besonders oft niedrig qualifiziert (8,8 %). Bei höher Gebildeten liegt der Anteil bei nur 4,8 %. Auch gesundheitliche Einschränkungen spielen eine Rolle: Bei jungen Menschen mit schweren Beeinträchtigungen beträgt der NEET-Anteil 40,8 %.

Wie entwickelt sich die NEETs-Quote im Vergleich zur Jugendarbeitslosenquote?

Ein Vergleich von NEET- und Jugendarbeitslosenquote zeigt, dass ein großer Teil der NEETs bei der Bundesagentur für Arbeit als arbeitslos registriert ist (vgl. Abbildung 3). Beide Quoten verlaufen weitgehend parallel und stiegen während der Corona-Pandemie vorübergehend an. Wichtig ist: Die NEET-Quote bezieht sich auf die Gesamtbevölkerung der 15- bis 24-Jährigen, die Jugendarbeitslosenquote dagegen nur auf die zivilen Erwerbspersonen dieser Altersgruppe.

Wie hoch ist die NEET-Quote in den einzelnen Bundesländern?

Für Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland liegen keine Daten vor. In den übrigen 13 Bundesländern zeigen sich deutliche Unterschiede bei den NEET-Anteilen. Eine mögliche Erklärung liegt im Verhältnis von Ausbildungsangebot und -nachfrage (erweiterte ANR). In Ländern mit niedrigem Ausbildungsplatzangebot pro Nachfragenden sind die NEET-

Quoten tendenziell höher. Wo das Angebot größer ist, fallen die Quoten niedriger aus. Inwieweit hier eine Kausalität besteht, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Zudem unterschätzt die Statistik der Bundesagentur für Arbeit sowohl Angebot als auch Nachfrage, da nur gemeldete Fälle erfasst werden.

Anteil der NEETs (15 – 24 Jahre) an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung in Prozent 2023
Entwicklung von Jugendarbeitslosigkeit und NEETs 2009 – 2023 (in %)

Den „Faktencheck NEETs“ der Bertelsmann Stiftung erstellt von Caroline Schnelle und Clemens Wieland finden Sie hier mit vielen weiteren Informationen und Daten:

Faktencheck NEETs 2024 | Abgehängt oder nur am Abhängen? | Bertelsmann Stiftung | 07.06.2024

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