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Mit Augen und Ohren – Medienempfehlungen zum Thema Künstliche Intelligenz

Magazin

forum arbeit 01/23

Stellen Sie sich vor: Sie sind in einem Raum, sie können sich frei bewegen, rennen, schreien, sich hinlegen, aufstehen, weinen, lachen. Sie handeln komplett ohne Einschränkungen. Nur wissen sie nicht, dass dieser Raum überwacht wird. Jeder Schritt, den sie tätigen, wird überwacht. Jeder Schritt, den sie nicht tätigen, wird überwacht. Jeder Atemzug, jedes Härchen, das sich krümmt, wird überwacht. Eine angsteinflößende Vorstellung. Plötzlich erscheint der freie Raum, nicht mehr frei. 

Die Bequemlichkeit für die Individuen ist eng mit dem Profit der Unternehmen verknüpft

Jene dystopische Vorstellung vom Einfluss von der digitalen Überwachung von Individuen wird in vielen Literatur- und Medienwerken behandelt. Und auch wenn manche dieser Werke schon Jahrzehnte hinter unserer Zeit liegen, hat die Problematik Bedeutung für die gegenwärtige Wirklichkeit. Sie kleben ihre Webcam an ihrem PC oder Smartphone zu, aber lassen den Standort bei ihrem Handy im Hintergrund laufen. Ihr virtueller Sprachassistent im Wohnzimmer soll laut Hersteller nur auf Befehl hören, aber nach ihrem Gespräch über Katzenfutter kriegen sie auf ihrem Handy ein Angebot für reduziertes Katzenfutter. Es ist verlockend, durch eine verstärkte Nutzung von digitalen Endgeräten, der Sicherheit den Rücken zu kehren und sich in der Bequemlichkeit zu verschauen.  

Die Bequemlichkeit für die Individuen ist hier eng mit dem Profit der Unternehmen verknüpft.  Der Begriff  „Überwachungskapitalismus“ wurde von der Sozialpsychologin Shoshana Zuboff gefördert; Unternehmen sammeln Daten von Sprachassistenten, Suchverläufen und Nutzerverhalten von Verbrauchern, die sie über KI-gestützte Algorithmen in z.B. personenbezogene Werbung umwandeln.¹

Auch bei der Gesichtserkennung von Bildern aus Überwachungskameras spielt K.I. eine große Rolle. George Orwells dystopischer Roman “1984” knüpft daran an. Darin schildert er, wie ein totalitärer Überwachungsstaat das Leben der Menschen bis ins Letzte bestimmt. “Big Brother is watching you”; Überwachung durch Kameras und Monitore rund um die Uhr, Bespitzelung durch Freunde, Nachbarn und Kinder, doch Winston Smith will sich seine Individualität und Freiheit bewahren. Ein Klassiker, den man gelesen haben muss, bei dem auch ein zweites Leseerlebnis nicht zu kurz kommt. 

“Big Brother per App”

In China wird diese Fiktion Wirklichkeit. Hier hat der Staat mit Hilfe von KI einen Überwachungsapparat aufgebaut, der seine Bürger und Bürgerinnen präzise überwacht. Nicht nur über Überwachungskameras und Gesichtserkennung, sondern auch alltägliche Handlungen werden überwacht und bewertet. 2014 hat die chinesische Regierung die Einführung des Sozialkredits beschlossen. Eine umfassende Benotung des Konsum- und des Individualverhaltens der chinesischen Bürger_innen. In der Reportage “Mit totaler Überwachung zum idealen Staat? Chinas Sozialpunkte-Systemfilmte der Journalist Sébastien Le Belzic seine chinesische Frau Lulu in ihrem Alltag. Egal ob beim Überqueren einer Ampel, beim Buchen einer Bahnreise, beim Teekauf: Chinas Regierung ist immer dabei. Wer sich vorbildlich und normgerecht verhält, sammelt Punkte. Wer es in China auf 950 Punkte bringt, ist ein Musterbürger, dem viele Vergünstigungen winken. Wer unter 350 Punkte sinkt, wird sanktioniert. Hotel- und Reisebuchungen, Online-Käufe und Kreditwürdigkeit werden infrage gestellt. Ziel des Sozialkreditsystems ist laut Parteidokumenten „die Erschaffung einer harmonischen sozialistischen Gesellschaft oder “Big Brother per App”. 

Mit ChatGPT die Kündigung schreiben

Um hier nochmal die Kurve zu kriegen und Künstliche Intelligenz nicht vollständig zu verdammen, sollen auch positive Aspekte der KI-Revolution vorgestellt werden. In der Podcastfolge KI: So können Dir ChatGPT und Co. im Job helfen“ vom Bayerischen Rundfunk werden drei konkrete Tipps vorgestellt, wie Chatbots uns individuell im Job unterstützen können. Beispielsweise kann KI Euch Textvorschläge liefern, auch für unangenehme To-Do’s wie ein Kündigungsschreiben. Im Projektmanagement bieten Chatbots Anhaltspunkte, Listen und Projektpläne, wenn man sie mit den richtigen Informationen befüllt. Außerdem wird eine Suchmaschine vorgestellt, über die eine passende Künstliche Intelligenz für die jeweilige  Branche gefunden werden kann.

 

 

¹ Oliver Lukitsch, 12. Juli 2023, Wettbewerb der Unheilspropheten: Huxley, Orwell und die künstliche Intelligenz, https://www.thelivingcore.com/de/wettbewerb-der-unheilspropheten-huxley-orwell-und-die-kuenstliche-intelligenz/ [Abgerufen am 05.04.2024].

² ZDFinfo Dokus & Reportagen, 21.01.2023, Mit totaler Überwachung zum idealen Staat? Chinas Sozialpunkte-System | ZDFinfo Doku, https://www.youtube.com/watch?v=HnX-Bxr1N84 [Abgerufen am 16.04.2024].

³ DREIMAL BESSER, 2.6.2023, So können Dir ChatGPT und Co. im Job helfen, https://www.br.de/mediathek/podcast/dreimal-besser/ki-so-koennen-dir-chatgpt-und-co-im-job-helfen/1994439 [Abgerufen am 16.04.2024].