Nachgefragt bei Myriam Battard

forum arbeit 02/2025

 

Das ist das Beste an meinem Beruf:

Als Dozentin liebe ich es, Wissen weiterzugeben, das nicht nur theoretisch bleibt, sondern direkt in der Praxis anwendbar ist. Gerade im Zusammenhang mit meiner Arbeit im Jobcenter ist es mir besonders wichtig, dass Menschen eine ehrliche, faire und kompetente Beratung bekommen – unabhängig davon, woher sie kommen oder welchen Hintergrund sie haben. Durch meine Dozententätigkeit kann ich andere befähigen, genau das umzusetzen – und das motiviert mich an meinem Job sehr!

Der ungewöhnlichste Job, den ich je hatte:
Ich bin beruflich tatsächlich im Jobcenter groß geworden. Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich in dem Bereich unterwegs – erst mit dem Studium gestartet und dann direkt weitergemacht. Einen ganz anderen Job hatte ich eigentlich nie, zumindest nicht hauptberuflich. Für viele ist das schon sehr ungewöhnlich, mit so viel Begeisterung im Jobcenter zu arbeiten – aber für mich war das schon immer so. Ich mache meine Arbeit nach wie vor sehr gerne und mit viel Herzblut.

Das mochte/mag ich an dem Job:
Dass ich Menschen wirklich weiterhelfen kann. Es geht mir nicht um bloße Beratung, sondern darum, dass sich jemand gesehen und ernst genommen fühlt.

In diesen gemeinnützigen Organisationen bin ich tätig / Mitglied:
In den letzten Monaten war es leider seltener, als ich es mir wünschen würde – aber ich bin immer wieder im Gast-Haus statt Bank e. V. aktiv, einem Verein in Dortmund, der sich für wohnungslose und bedürftige Menschen einsetzt. Ich unterstütze dort regelmäßig beim Essensausgeben.

Wenn Sie unbegrenzte Ressourcen hätten, was würden Sie ändern oder erreichen?
…würde ich meinen Hauptjob dann wahrscheinlich doch tatsächlich an den Nagel hängen und irgendwo auf dieser Welt ein großes Projekt für Straßenhunde und -katzen aufbauen und ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Meine Dozententätigkeit würde ich dabei ganz entspannt online weiterführen.
😉

Gestern betrug meine Bildschirmzeit:
Puh… Gestern war ein langer Arbeitstag – also leider viel zu lang. Ich versuche aber bewusst, Zeiten ohne Handy und Laptop zu schaffen. Am liebsten draußen in der Natur oder auf meiner Yogamatte.

Zum dritten Mal die Snooze-Taste drücken oder vor dem Wecker aufstehen?
Definitiv vor dem Wecker aufstehen – ich bin ein absoluter Morgenmensch.

Am Morgen brauche ich als erstes:
Eine Runde Yoga – das hilft mir, klar in den Tag zu starten.

Diesen Song singe ich unter der Dusche mit:
Meistens etwas mit Salsa-Rhythmus

Sonntagabend zum Stammitaliener oder selber kochen?
Sowohl als auch. Ich esse generell gerne – manchmal genieße ich es total lecker essen zu gehen, koche aber auch selbst gerne!

Wildcampen oder All-inclusive?
All-inclusive ist nichts für mich. Wildcampen ist ist mir dann doch auf Dauer vielleicht ein bisschen zu wild. Also vielleicht etwas in der Mitte und am Liebsten immer mit Abwechslung.

Meine nächste Reise geht nach:
Brasilien! Ich liebe Mittel- und Südamerika und habe dort schon viel Zeit verbracht!

Wo erleben Sie in Ihrer Arbeit die größten „Aha-Momente“ – also Situationen, in denen Familien spürbar entlastet werden?

Für die meisten Familien wäre es wahrscheinlich die größte Entlastung, wenn die finanzielle Unterstützung reibungslos laufen würde. Da ich aber nicht in der Leistungsgewährung tätig bin, liegt das nicht in meinem Aufgabenbereich. In meiner Arbeit als Vermittlerin erlebe ich hingegen, dass es für viele eine echte Erleichterung ist, wenn sie merken: Da ist jemand, der sich wirklich kümmert. Der zuhört, nachfragt und sich die Zeit nimmt, individuell auf ihre Situation einzugehen. Es geht nicht darum, schnelle Lösungen zu präsentieren – sondern darum, dass sich die Menschen ernst genommen fühlen und nicht einfach als „Fall“ am Schreibtisch wahrgenommen werden. Genau dann entstehen für mich diese besonderen Momente.

Was würden Sie sich wünschen, damit das Sozialrecht zugänglicher für alle wird?

Ganz klar: weniger Bürokratie und eine deutlich vereinfachte Antragstellung. Die Hürden sind für viele Menschen viel zu hoch – und das, obwohl es oft um existenzielle Leistungen geht. Ich glaube auch nicht, dass das so schwer umzusetzen wäre. Was es dafür bräuchte, ist mehr und gut geschultes Personal, das die Menschen nicht nur informiert, sondern aktiv durch den Prozess begleitet. Außerdem wünsche ich mir mehr aufsuchende Angebote und eine stärkere Vernetzung mit sozialen Einrichtungen, z. B. in der Wohnungslosenhilfe – denn viele kennen ihre Ansprüche schlicht nicht oder haben Angst, sich ans Amt zu wenden.

Was reizt Sie am meisten an Ihrer Arbeit als Referentin?
Ich hoffe immer, dass ich mit meiner Arbeit als Dozentin ein Stück mehr Gerechtigkeit ins SGB II bringen kann. Ich schule unter anderem zu Themen wie Leistungsminderung – und gerade bei solchen sensiblen Inhalten ist es mir extrem wichtig, dass alle Kund*innen im Jobcenter gleich behandelt werden. Die Ermessensspielräume sind komplex, aber sie müssen verantwortungsvoll und transparent genutzt werden. Genau das versuche ich zu vermitteln. Und wenn ich das Gefühl habe, dass meine Schulung dazu beiträgt, mehr Fairness im Alltag zu schaffen, dann motiviert mich das sehr.

Myriam Battard ist Mitarbeiterin des Jobcenters Dortmund und seit Juni 2021 zertifizierte Fallmanagerin nach den Standards der DGCC e. V.

Ihre aktuellen Schwerpunkte liegen in der Beratung und Begleitung junger Familien – mit dem Ziel, sie in unterschiedlichen Lebenslagen individuell zu unterstützen. Seit 2018 ist Myriam Battard zudem als Trainerin beim Jobcenter tätig, insbesondere in den Themenfeldern „Leistungsminderungen im SGB II“ und „Eingliederungsleistungen im SGB“.

Als Dozentin bei der bag arbeit e. V. gibt sie ihr Wissen rund um die berufliche Weiterbildung im SGB II weiter – praxisnah, engagiert und immer mit Blick auf die Menschen im Mittelpunkt. SGB“.

Das nächste Online-Seminar
mit Myriam Battard

4. Dezember 2025 / 9:30 – 16:00

Zwischen Pflicht & Förderung:
Zumutbarkeit, Mitwirkung & Minderungen im SGB II

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