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Marktwirtschaft sozial & ökologisch

Thomas Johannes,  Vorstand der bag arbeit und Geschäftsführer der BRAUCHBAR gGmbH in Würzburg, bezieht Stellung in der forum arbeit:

Die letzten eineinhalb Jahre stellten uns alle vor große, völlig neue Herausforderungen: Erst Corona, eine Pandemie in einem bis dahin unvorstellbaren Ausmaß für uns alle. Dann vor kurzem auch bei uns in Deutschland Umweltkatastrophen in einer völlig neuen Dimension. So schlimm die verheerenden Katastrophen auch waren und die Auswirkungen noch sind, sensibilisieren sie uns hoffentlich wenigstens dahingehend, dass Veränderungen notwendig sind. Was kann und muss getan werden damit auch nachfolgende Generationen eine möglichst intakte Umwelt vorfinden und sich an der Vielfalt der Natur und Lebewesen erfreuen können?

Diese Krisen haben aber auch gezeigt, dass das Grundprinzip der Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage an seine Grenzen kommt. Die Hauptproblematik besteht darin, dass die Selbstregulation des Marktes / der Märkte nur funktioniert, wenn alle Teilnehmer*innen die gleichen Voraussetzungen haben bzw. gleich stark sind, was in der leider in der Praxis nicht der Fall ist. Vielmehr wurde sichtbar, besonders im internationalen Vergleich, welche Bedeutung die soziale Ausgestaltung einer Marktwirtschaft hat.

Auch wenn wir in Deutschland im Grunde eine durchaus belastbare soziale Marktwirtschaft haben, zeigen die dramatischen Umweltereignisse wie notwendig ein schnelles und nachhaltiges Handeln ist. Die verstärkte und gezielte Einbindung ökologischer Komponenten in unsere bestehende „Soziale Marktwirtschaft“ scheint unumgänglich.

Dass es möglich ist „sozial & ökologisch“ zu kombinieren zeigen schon seit vielen Jahren zahlreiche Sozialunternehmen in den unterschiedlichsten Branchen. Besonders Sozialkaufhäuser zeigen modellhaft, dass sich sozial und ökologisch nicht ausschließt, sondern gut ergänzt. So werden Waren weiterverwendet, Abfälle vermieden, Ressourcen geschont und gleichzeitig Arbeitsplätze für leistungsgeminderte Personen geschaffen bzw. Qualifizierung sowie Inklusion und Soziale Teilhabe ermöglicht.

Zukünftig wird es allerdings notwendig sein, das Leitbild einer „sozial-ökologischen Marktwirtschaft“ in allen Bereichen gezielt zu verfolgen und umzusetzen, um den nachfolgenden Generationen einen Planeten zu hinterlassen wie auch wir ihn gerne hätten.

Neben dem Umdenken des Einzelnen ist hierzu ein innovativer politischer Rahmen mit Regeln und Anreizen erforderlich.


Der Text ist erschienen im: forum-arbeit 03/2021 Gestaltungsoptionen einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft

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