top

Berufsausbildung in Gefahr: Viele Jugendliche wollen erst arbeiten statt eine Ausbildung zu beginnen

Bertelsmann Stiftung warnt vor steigender Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss – individuelle Unterstützung beim Übergang Schule-Beruf dringend nötig (Pressemitteilung – 16. Juli 2025)

Die duale Ausbildung ist für viele Jugendliche in Deutschland weiterhin der bevorzugte Bildungsweg nach der Schule. Doch besonders unter Jugendlichen mit niedriger Schulbildung wächst der Trend, zunächst in einfache Jobs zu gehen, statt direkt eine Berufsausbildung zu beginnen. Das geht aus der neuen Jugendbefragung „Ausbildungsperspektiven 2025“ der Bertelsmann Stiftung hervor.

Demnach plant jede:r fünfte Schüler:in nach dem Schulabschluss zunächst zu arbeiten – bei Jugendlichen mit niedrigem Bildungsniveau ist es sogar ein Viertel. Das Risiko: Ohne formale Qualifikation steigt die Zahl der Ungelernten, was nicht nur die Zukunftsperspektiven der jungen Menschen gefährdet, sondern auch den Fachkräftemangel weiter verschärft.

Berufsausbildung in Gefahr Ausbildung

Zunehmender Fachkräftemangel trifft auf Unsicherheit bei Jugendlichen

Laut dem aktuellen Berufsbildungsbericht hatten im Jahr 2023 rund 2,86 Millionen junge Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss – das entspricht 19 Prozent der Altersgruppe. Gleichzeitig meldete das Institut der deutschen Wirtschaft für das Vorjahr einen Fachkräftebedarf von über 570.000 offenen Stellen.

„Wer ohne Ausbildung ins Berufsleben startet, bleibt häufig in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, ist stärker von Arbeitslosigkeit bedroht und hat langfristig schlechtere Verdienstchancen“, warnt Helen Renk, Expertin für berufliche Bildung der Bertelsmann Stiftung. „Gleichzeitig verliert die Wirtschaft dringend benötigte Talente.“

Warum viele Jugendliche keine Ausbildung beginnen

Die Gründe für das Ausweichen in Aushilfsjobs sind vielfältig. Jugendliche mit niedriger Schulbildung berichten in der Befragung häufig, dass sie Schwierigkeiten bei Bewerbungen haben oder sich für Ausbildungsplätze nicht qualifiziert fühlen. Viele zweifeln schlichtweg an ihren Chancen. Rund 35 Prozent dieser Gruppe glauben nicht, dass sie eine Ausbildung bekommen würden.

„Ausgerechnet diejenigen, für die die Ausbildung der naheliegendste Weg wäre, trauen sich am wenigsten zu“, so Renk. Das verdeutlicht, wie wichtig gezielte Unterstützung am Übergang von der Schule in den Beruf ist. Dazu gehören niedrigschwellige Angebote wie Berufseinstiegsbegleiter:innen, Beratung durch die Arbeitsagentur oder außerschulische Mentorenprogramme.

Berufsorientierung und Beratung ausbauen

Auch Jugendliche mit mittlerer oder höherer Schulbildung sehen Hürden – allerdings anderer Art: Sie fühlen sich angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten überfordert und wünschen sich mehr persönliche Berufsberatung in den Schulen. Vor allem Orientierung und gezielte Information spielen hier eine große Rolle.

„Wir müssen Berufsausbildung für Jugendliche wieder als erstrebenswerten Weg sichtbar machen und individuell begleiten“, fordert Clemens Wieland, ebenfalls Experte für berufliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung. „Berufliche Qualifizierung muss attraktiver sein als der Einstieg in ungelernte Jobs – nicht nur im Interesse der jungen Menschen, sondern auch im Hinblick auf den demografischen Wandel und die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands.“

Ausbildung bleibt attraktiv – Potenziale besser nutzen

Trotz aller Herausforderungen ist die Ausbildung bei jungen Menschen grundsätzlich beliebt: 43 Prozent der Befragten geben an, eine Ausbildung anstreben zu wollen, 40 Prozent möchten ein Studium beginnen. Auch unter Jugendlichen mit niedriger Schulbildung können sich neun von zehn grundsätzlich vorstellen, eine Ausbildung zu machen – viele sehen jedoch ihre Chancen kritisch.

Ziel muss es sein, diese Potenziale zu aktivieren und allen Jugendlichen – unabhängig von Herkunft und Bildungsniveau – eine reale Perspektive auf berufliche Qualifizierung und Teilhabe am Arbeitsmarkt zu bieten.

Hier geht es zum kompletten Beitrag

Hier geht es zum Download der Pressemitteilung