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Geringqualifizierte bilden sich deutlich seltener weiter

Analysen auf Basis des Nationalen Bildungspanels zeigen, dass Häufigkeit und Inhalte von Weiterbildung je nach Bevölkerungsgruppe stark variieren. So nehmen Geringqualifizierte deutlich seltener an Weiterbildungen teil. Auch bestehen große Unterschiede in den Weiterbildungsinhalten zwischen Männern und Frauen.

Einen Überblick über das Weiterbildungsverhalten von Erwachsenen in Deutschland in den vergangenen Jahren gibt das Nationale Bildungspanel (NEPS). Eine Teilstudie des NEPS („Bildung im Erwachsenenalter und lebenslanges Lernen“) konzentriert sich auf die Bildungs- und Erwerbsverläufe sowie auf die Kompetenzentwicklung von Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Frauen, Jugendliche und Menschen mit Hochschulabschluss überproportional häufig an Weiterbildungskursenteil teilnehmen.

Frauen, so ein Ergebnis der Auswertung, nehmen generell etwas häufiger als Männer an non-formaler Weiterbildung teil. Zudem bestätigt sich der bekannte Befund, wonach mit steigendem Alter weniger Weiterbildungskurse besucht werden. Doch obwohl die ältesten Befragten, die zwischen 1944 und 1954 geboren wurden, zu einem großen Teil bereits in Rente sind, gab ein Fünftel von ihnen an, einen Weiterbildungskurs besucht zu haben. Weiterbildungen dürften demnach für nicht wenige Ältere auch außerhalb des beruflichen Kontextes relevant sein.

Ebenso bestätigt sich die Erwartung, dass die Teilnahme an Weiterbildung mit dem formalen Qualifikationsniveau zunimmt. So haben nur 19 Prozent der Befragten ohne Ausbildungsabschluss in den letzten fünf Jahren einen Weiterbildungskurs besucht. Bei den Befragten mit einem beruflichen oder akademischen Abschluss liegen die Anteile mit 32 und mit 44 Prozent deutlich höher.

Frauen und Männer unterschieden sich auch hinsichtlich der Inhalte der besuchten Kurse deutlich voneinander. 43 Prozent der von Frauen besuchten Weiterbildungskurse fallen in den Bereich „Soziales, Erziehung und Gesundheit“, bei den Männern sind es nur 22 Prozent. Letztere besuchten mit 23 Prozent am häufigsten Kurse aus dem Bereich „Wirtschaft und Verwaltung“; bei den Frauen entfielen nur 15 Prozent auf diesen Bereich. Auch Kurse aus dem Bereich „Produktion, Verarbeitung, Technik“ wurden von Männern mit 10 Prozent häufiger als von Frauen belegt.

Insbesondere Personen mit niedrigem Bildungsabschluss nehmen seltener an Weiterbildungen teil. Dies gilt sowohl für non-formale Weiterbildungskurse als auch für informelles Lernen. Eine gezielte Förderung dieser Gruppe erscheint sinnvoll, da sich deren vielfach unbefriedigende Arbeitsmarktposition durch eine verstärkte Weiterbildung tendenziell verbessern ließe.

Die Erfahrungen in der Covid-19-Pandemie bestätigen, dass Menschen beruflich wie privat von stetiger Weiterbildung profitieren. Vor allem digitale Kenntnisse sind heute wichtiger denn je. Mit der Pandemie hat sich ein großer Teil des beruflichen wie des sozialen Lebens in den virtuellen Raum verlagert. Dies gilt auch für berufliche und private Weiterbildungen.

Dabei bleibt zu untersuchen, wie sich diese Verschiebung auf die Weiterbildungsteilnahme unterschiedlicher Personengruppen während und nach der Pandemie auswirkt: Aufschlussreich sind hier erste Ergebnisse einer aktuellen Studie von Martin Ehlert und anderen. Sie nutzt Daten aus der regulären NEPS-Erwachsenenbefragung sowie aus einer Zusatzerhebung im Mai und Juni 2020. Demnach hat die berufliche Nutzung von digitalen Lernangeboten in den ersten Monaten der Pandemie zwar zugenommen, allerdings scheinen erneut vor allem Personen mit hohem Bildungsabschluss davon zu profitieren. Politik und Wirtschaft sind daher mehr denn je gefordert, Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss zu verstärkter Weiterbildung zu motivieren. Denkbar ist etwa eine bessere Aufklärung über bestehende Angebote und Formate, die besser auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind.

Weiterführender Link:

Geringqualifizierte bilden sich nach wie vor deutlich seltener weiter | 03. November 2021


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