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„50plus – die können es.“

Reiner Engel, Vorstand der bag arbeit und Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung der Arbeitsaufnahme mbH & Co. KG, einem Unternehmen der TERTIA-Gruppe, bezieht Stellung in der forum arbeit.

„50plus – die können es.“

Wer von uns, außer den Jüngeren vielleicht, kann sich nicht noch an das Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ erinnern? Das Bundesprogramm hatte es sich zur Aufgabe gemacht, in den Jahren 2005 bis 2015 die beruflichen Chancen älterer Menschen zu verbessern und sie wieder auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Ausgangspunkt für die Entwicklung war die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahre.

Und heute? Bestimmt auch heute noch das Thema Arbeitsmarktintegration Älterer die Schlagzeilen? Bei genauerer Betrachtung stellen wir fest, dass Themen wie Fachkräftesicherung, Digitalisierung und Arbeiten 4.0 den Blick auf die Älteren verdrängt haben. Laut aktuellen Medienberichten zur Arbeitsmarktsituation Älterer scheinen für diese nahezu „paradiesische Zeiten“ angebrochen zu sein. „Ältere ab 55 Jahren nehmen immer häufiger am Erwerbsleben teil: Die Erwerbstätigenquote der 55- bis unter 65-Jährigen ist in den letzten zehn Jahren stärker gestiegen als die der 15- bis unter 65-Jährigen. Im europäischen Vergleich ist sie überdurchschnittlich hoch. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen in Deutschland auch nach Erreichen der Regelaltersgrenze erwerbstätig sind“, bilanziert die Bundesagentur für Arbeit in ihrem Bericht Blickpunkt Arbeitsmarkt von September 2019. Und weiter: „Die Arbeitslosenquote Älterer ist seit 2011 rückläufig.“

Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Denn gerade bei Älteren gibt es Sonderregelungen, die dazu führen, dass in den offiziellen Statistiken nicht das gesamte Ausmaß der Beschäftigungslosigkeit erkennbar ist. Verantwortlich für diese verdeckte Arbeitslosigkeit sind vorruhestandsähnliche Regelungen, nach denen Ältere ab dem 58. Lebensjahr nicht als arbeitslos gezählt werden und Leistungen beziehen können, ohne wie sonst erforderlich der Arbeitsvermittlung zur Verfügung stehen zu müssen. Der prozentuale Anteil der verdeckten Arbeitslosigkeit steigt mit zunehmenden Alter und ist in der Altersgruppe der 60 bis 64-Jährigen am höchsten: Fast jede*r zweite Beschäftigungslose in diesem Alter gilt statistisch nicht als arbeitslos.

Es ist daher nach wie vor Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Dafür sind zum einen Investitionen in eine zielgerichtete Qualifizierung und Arbeitsvermittlung Älterer notwendig. Zum anderen ist es umso wichtiger, Arbeitslosigkeit bei Älteren erst gar nicht entstehen zu lassen. Einen solchen präventiven Ansatz unterstützt insbesondere das seit dem 01.01.2019 geltende Qualifizierungschancengesetz. Tragen wir gemeinsam dazu bei, dass 50plus es auch morgen noch können – und auch tun!

Reiner Engel, 50plus

Der Text ist erschienen im: forum arbeit 01/2020 – Perspektive 50plus

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