ifo-Studie zu Reformoptionen im Transfersystem

Das ifo Institut hat in einer aktuellen Analyse die Konzeption eines integrierten Sozialtransfersystems untersucht. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Erwerbsanreize gestärkt, die Systemlogik vereinfacht und zugleich fiskalische Effekte erzielt werden können.

Die Untersuchung zeigt, dass das bestehende Transfersystem durch hohe institutionelle Komplexität, eingeschränkte Transparenz und teilweise erhebliche Belastungen für Erwerbstätige mit niedrigen Einkommen geprägt ist. Diese Faktoren schwächen Arbeitsanreize und erschweren eine zielgenaue Steuerung.

Als besonders wirkungsvoll erweist sich das Modell eines integrierten Systems „aus einem Guss“. Es sieht die Zusammenführung von Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag bei reformierten Hinzuverdienstregeln vor. In den Simulationen führt dieser Ansatz zu einem Anstieg des Arbeitsvolumens um rund 149.000 Vollzeitäquivalente. Gleichzeitig ergeben sich nach Anpassungen im Verhalten der Haushalte Einsparungen von etwa 4,5 Milliarden Euro jährlich. Eine finanzielle Schlechterstellung für die meisten Privathaushalte wird dabei vermieden.

Ein alternativer Reformpfad, der die Zusammenführung von Wohngeld und Kinderzuschlag vorsieht, erzielt ebenfalls positive Effekte. Allerdings bleiben die Zuwächse bei Beschäftigung, Systemvereinfachung und fiskalischen Einsparungen deutlich hinter den Ergebnissen des integrierten Ansatzes zurück.

Die Studie verweist zudem auf technische Aspekte, die Reformbedarf verdeutlichen. So erfolgt die Anpassung des Bürgergelds jährlich, während das Wohngeld bislang nur alle zwei Jahre angepasst wird. Dies führt zu wiederkehrenden Verschiebungen in der Anspruchslogik. Eine Harmonisierung der Anpassungsrhythmen könnte hier für mehr Klarheit sorgen.

Darüber hinaus betont die Analyse, dass die Stärkung von Erwerbsanreizen über das Transfersystem hinausgeht. Insbesondere für Zweitverdienerinnen bestehen erhebliche Hürden. Minijob-Regelungen in Kombination mit dem Ehegattensplitting tragen zur sogenannten Teilzeitfalle bei, die zusätzliche Arbeitsstunden unattraktiv macht. Reformansätze, die das Ehegattensplitting neu ausrichten oder begrenzen, könnten ungenutzte Arbeitskräftepotenziale mobilisieren. Für Alleinerziehende zeigt sich zudem, dass gezielte Hinzuverdienstregeln die Aufnahme oder Ausweitung von Beschäftigung besonders begünstigen. Sie profitieren überdurchschnittlich von Reformen, die ein höheres verfügbares Einkommen bei zusätzlicher Erwerbstätigkeit sichern.

Insgesamt spricht die Studie für einen Reformkurs, der klare Regeln, konsistente Hinzuverdienstmöglichkeiten und regelmäßige Anpassungen verbindet. Ein integriertes Transfersystem könnte dabei einen zentralen Baustein darstellen, um die Erwerbsbeteiligung zu erhöhen und die öffentlichen Haushalte zu entlasten.

Die Studie finden Sie hier

 

© ifo Institut München, 2025

Coverbild: © ifo Institut

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