Teilqualifikationen: Erkenntnisse aus der Evaluation der Initiative MY·TQ

Die aktuelle Evaluation der Bertelsmann Stiftung zeigt: Teilqualifikationen wirken. Ein Großteil der Teilnehmenden schließt die Kompetenzfeststellung erfolgreich ab, und mehr als die Hälfte schafft direkt im Anschluss den Einstieg in eine reguläre Beschäftigung. Gleichzeitig wird sichtbar, an welchen Stellen Verfahren und Förderung weiterentwickelt werden sollten.

Teilqualifikationen bilden klar definierte Abschnitte eines anerkannten Ausbildungsberufs. Erwachsene können damit schrittweise berufliche Kompetenzen erwerben, mit betrieblicher Praxis und einem verbindlichen Kompetenzcheck am Ende jedes Moduls. Seit 2021 haben rund 30 Bildungsträger im Rahmen von MY·TQ bundesweit Bausteine für zahlreiche Berufe konzipiert und erprobt. Die Evaluation stützt sich auf umfangreiche Teilnehmendendaten, darunter mehrere Hundert dokumentierte Übergänge in Arbeit. Insgesamt haben inzwischen mehr als 2.500 Personen an MY·TQ-Angeboten teilgenommen.

Zentrale Befunde

Zielgruppengerecht und anschlussfähig
Die Teilnehmenden sind überwiegend zwischen Mitte zwanzig und fünfzig und verfügen häufig weder über einen Berufsabschluss noch über Vorerfahrung im gewählten Berufsfeld. MY·TQ erreicht damit genau jene Gruppe, für die traditionelle Ausbildungswege oft nicht infrage kommen.

Flexibilität als Schlüssel zum Lernerfolg
Besonders positiv hervorgehoben werden flexible Formate wie Teilzeitmodelle und digitale Lernanteile. Viele können dadurch Qualifizierung und Alltag besser miteinander verbinden, was die Teilnahme erleichtert und die Zufriedenheit im Unterricht erhöht.

Nachweisbare Kompetenzen und spürbare Arbeitsmarktwirkung
Neun von zehn Teilnehmenden bestehen die Kompetenzfeststellung, meist im ersten Versuch. Die Abbruchquote liegt mit gut 13 % deutlich unter der von Umschulungen. Entscheidender noch: Bereits nach einem einzigen Modul gelingt vielen der direkte Einstieg in Beschäftigung. In der Arbeitslosenversicherung (SGB III) gelingt dieser Übergang besonders häufig, aber auch im SGB II-Bereich eröffnen sich neue Chancen. Teilqualifikationen schaffen damit nachweislich Zugänge in Beschäftigung und perspektivisch zum Berufsabschluss.

Herausforderungen und Entwicklungsbedarfe

Die Evaluation zeigt jedoch auch Grenzen: Die Angebote sind vielerorts noch zu wenig bekannt, sowohl in Jobcentern und Agenturen als auch bei Unternehmen. Zudem sind Bildungsträger häufig mit kleinen Teilnehmergruppen konfrontiert, was die Durchführung erschwert.

Wo hingegen frühzeitig informiert, gemeinsam geplant und trägerübergreifend kooperiert wird, lassen sich stabile Durchführungsbedingungen schaffen. Für eine nachhaltige Wirkung braucht es daher:

  • mehr Information und Sensibilisierung bei den zuständigen Stellen,
  • verlässliche Kooperationen zwischen Bildungsträgern und Betrieben,
  • einheitliche Module und feste Termine für Kompetenzchecks,
  • digitale Lernanteile, um standortübergreifend gruppenfähige Angebote zu ermöglichen,
  • Förderlogiken, die den Besuch mehrerer Module ermöglichen statt nur eines einzelnen.

Besonders wirksam ist ein durchgehender Lernpfad: Werden direkt zwei Bausteine bewilligt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Teilnehmende weiterlernen und in weitere Module einmünden.

Newsletter Anmeldung

Zu welchem Thema möchten Sie unseren Newsletter erhalten?